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Brett, Lily: Zu sehen, Wien ,1999, 349 Seiten, Deuticke Verlag


Die Autorin, Jahrgang `46 und Tochter zweier Holocaust-Überlebender, reiht in diesem Buch autobiografische Texte in neun Kapiteln scheinbar beliebig aneinander. In diesen Kapiteln ( „Alter“; „Meine Tochter“; „Sex“; New York“; „Mein Körper“; „Essen“; „Tod“; „Liebe“; „Schreiben“) erhält die Leserin einen tiefen Einblick in ein ganzes Leben der Autorin, ihren Beziehungen, ihrer Not, ihren Ängsten. Es scheint mühelos, humorvoll und en passant erzählt, enthält aber doch Abgründe. Der leichte, blumige Geschmack auf der Zunge verwandelt sich im Nu in einen bitteren, der seinen Charakter nicht verliert. Jahrzehntelang litt sie „immer wieder an unerträglichen Angstsymptomen, Agoraphobie, Depression, Panikattacken“, die sie mit Eßanfällen und Valium zu bekämpfen versuchte. Ohne Erfolg und sich in einen Circulus vitiosus hinein mannövrierend.

Mit heiter-ironischem Abstand, aber mit Ernst beschreibt sie die Beziehung zu ihrer Tochter, ihre Ängste vor Trennung und Abschied. Und, ist auch selbst Tochter, die den Tod der Mutter nicht fassen und ihr Leben von dem der Mutter nicht trennen kann. Der Tod, der zigtausendmal unbeweinte Tod bleibt und gerät doch wieder ins Leben und in die Freude, wenn die Autorin am Schluß des Kapitels „Tod“ für sich das Tanzen entdeckt und beschreibt, wie sie nach der ersten Tanzstunde mit ihrem Mann, gleich einem unbeschwerten Kind nach Hause hüpft. Und so wie der Tod sich in Leben verwandelt, beschließt Lily Brett auch dieses Buch: „Das Leben, das ich erdrückt hatte, weil ich mich schuldig fühlte, eines zu haben ...... ist in kleinen Bröckchen und Stückchen zu mir gekommen.“

Ingritt Sachse, Bonn

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